2 Faas 4 you
Ein Gesicht, das wir bereits kennen, ist für uns wieder auf der Rennstrecke unterwegs. Steffen Faas hat mit der 24 bereits 2018 den Reifen heiß gefahren und gute Platzierungen erzielt.
Mit grau-rotem Flaggschiff starten wir nun wieder gemeinsam durch. Der 5,5-Tonner, mit einem Motor mit rund 13 Liter Hubraum, 5.500 Newtonmetern Drehmoment und bis zu 1.200 PS.
Da kommen wir nicht umher, Ihnen Steffen Faas einmal richtig vorzustellen:
Schon als Kind fuhr ihn sein Vater nachts, wenn er einfach nicht einschlafen wollte, im Porsche 911 Targa durch die Nacht. Wenig überraschend also, dass Faas auch noch heute auf schnelle Fahrzeuge steht.
„Ein Renntruck ist eine ganz andere Hausnummer, das kannst du nicht mit einem Tourenwagen vergleichen. Allein diese Masse! Und du sitzt hoch oben auf dem Bock direkt auf dem Drehpunkt der Vorderachse, kannst durch die wassergekühlten Bremsen alles feiner ausbalancieren...“.
Steffen Faas sind die pure Passion und Begeisterung anzumerken, vor allem aber der Respekt vor der Materie Renntruck.
Zwischen nächtlichen Einschlaf-Fahrten im 911 und dem Hardcore-Renneinsatz bei tankpool24-Racing liegen natürlich Jahre der Entwicklungen, Begegnungen und Erfahrungen. Die begannen bei Steffen im Kartsport, wo er ziemlich fix der Schnellste wurde. Dann suchten SAT.1 und SEAT Nachwuchsfahrer, Steffen war natürlich sofort am Start – weil seine Schwester ihn klammheimlich angemeldet hatte. Also Rennhelm auf und durch!
„Als erstes wurde Kart gefahren, 60 Talente kamen weiter. Dann hieß es, Slalom fahren – 20 kamen weiter. Nach einer weiteren Etappe war ich einer von fünf Auserwählten!“, zählt Steffen auf.
Das war 2004. Im selben Jahr entscheidet er im Seat Leon Super Coppa den Beru-Top- Ten-Cup für sich. „Die Verantwortlichen haben natürlich alles akribisch beobachtet, auf Zeiten geschaut, wie man zurechtkommt“, schildert Steffen die „Prüfung“. Am Ende darf er an seinem Geburtstag das V.I.P.-Auto von SEAT über die Piste der Rennstrecke von Oschersleben treiben. Und am Ende trennen ihn zwei Zehntelsekunden vom Sieger.
So ein Talent lässt man nicht gehen, man lässt es fahren.
„Ich fand mich dann 2005 und 2006 schnell im POLO-Cup wieder, Platzierungen waren Zehnter (2005) und Vierter (2006). Dann war‘s endgültig passiert, ich war infiziert! Also machte ich weiter im Seat-Cup im Rahmen der VLN, gewann jedes Rennen und wurde Meister. Unglaublich.“
Nein, er ist eben kein Angeber, der Steffen. Sondern einfach nur talentiert, infiziert und hemmungslos brennend für den Motorsport.
2007 lässt er‘s im Wortsinn mit Seat krachen, zwei Unfälle auf der Nordschleife, Totalschäden. Es folgen eigenhändiger Wiederaufbau der beiden eigenen Seat-Tourenwagen und die folgenschwere Begegnung mit dem späteren Truck-Racing-Europameister Jochen Hahn.
„Mit der anvisierten Proberunde hat es damals nicht geklappt. Aber ich habe ihn zwei Tage lang beim Rennen auf dem Ring begleitet und hatte sofort LKW-Blut geleckt“, lacht Steffen Faas. „2008 habe ich mich erstmal von dem ganzen „Päckle“ erholt“, grinst er.
2009 versucht er sich auf BMW, verfolgt es aber nicht weiter. Wieder eine Verschnaufpause. Dieses Mal von gut neun Jahren. Aber nur vom Rennsport.
Zwischen 2009 und 2018 passierte vieles andere. Viel Wichtiges! Der endgültige Einstieg in den elterlichen Betrieb, Freundin und jetzige Ehefrau Sandra, die einen eigenen Reitstall mit 42 Pferden führt mit Rundum-Sorglos-Angeboten für Ross und Reiter. 2015 die Geburt des Sohnes Moritz. Die Gründung eines eigenen KTM-X-Bow- Battle-Teams, mit dem Faas 2016 und 2017 jeweils Meister wird.
Und dann trifft er im selben Jahr Jochen Hahn wieder. Dieses Mal erklimmt er den LKW-Thron, absolviert die ersten eigenen Runden im RaceTruck. „Ich habe diesen Spruch erst ein wenig belächelt, Trucksport kannst du nicht an einem Tag lernen‘, aber das Lächeln ist mir schnell vergangen. Das ist nicht einfach...“
Aber Steffen Faas sagt ja selbst, er stecke die eigenen Ziele oft höher als dass er sie erreichen könne. „Klar war: Ich will das beherrschen, Stück für Stück werde ich besser“, dann ist er zufrieden mit sich und seiner neuen Passion.
Ein bewegtes Leben hat er, der Steffen. Das Erfolgsgeheimnis: „Mach‘ am besten das, was den Anderen auch Spaß macht“. Gemeint ist die Familie, sein höchstes Gut.
„Entweder schrauben wir zusammen in der Werkstatt, sind auf dem Reitturnier oder gemeinsam auf der Rennstrecke“, fasst er es zusammen. Die Nachbarn wundert‘s nicht. Die kommen nur manchmal und fragen: „Für was habt ihr eigentlich ein Haus?“ Wahrscheinlich, um darin Rennfahrzeuge zu stapeln.
Keine Frage, Faas ist ein echtes Talent mit Leidenschaft für die Challenge. Doch die größte Herausforderung ist derzeit nicht das Rennen um die Europameisterschaft, sondern die Pandemie. Niemand weiß, wie es jetzt weitergeht: Der Truck ist startklar, das Team steht auf dem Schlauch. Für Steffen Faas ist jedoch alles nur eine Frage der Zeit. Seine Crew bremst kein Virus so leicht aus, denn sie ist bereits infiziert mit dem Truck- Racing-Virus – und das ist ein starker Motor.
„Alle haben Spaß an der Sache, freuen sich auf die Rennen und warten darauf, dass es losgeht. Wir bemühen uns, die Beschränkungen einzuhalten, wenn wir am Truck arbeiten und versuchen perfekt vorbereitet zu sein. Dabei ist die Laune eigentlich immer richtig gut“, berichtet Faas.
Seinen inneren Antrieb spürt man sofort. Doch trotzdem: Die Situation zerrt an den Nerven und hat das Team besonders am Anfang verunsichert. „Ab dem Moment, als Corona immer näher kam, sind alle zurückgetreten. Jeder wurde vorsichtiger, es hat unser ganzes System durcheinander gebracht. Da konnte der eine dann nicht mehr mit dem anderen zu tun haben, weil z.B. die Freundin im Krankenhaus arbeitet und so hat sich das dann aufgebaut. Mittlerweile sind wir da schon wieder safer.“
Zum Glück motiviert das Team sich gegenseitig, hat ein gemeinsames Ziel. „Wir möchten einfach gerne unser neues Auto präsentieren und rausgehen auf die Rennstrecke und lernen, denn: Wir lernen auch ganz viel. Besonders dadurch, dass wir ein neues Team sind – es sind viele neue Mitglieder dabei“, erklärt Faas. Ihre Geduld wird hart auf die Probe gestellt. „Wir haben Vorfreude ohne Ende und jetzt sollte halt irgendwann auch mal so’n Schuss kommen. Es freut uns, dass die Grenzen jetzt wieder langsam aufgehen und dass wir vielleicht doch noch zum Test nach Most in die Tschechei gehen können – da warten wir jetzt jeden Tag drauf.“
Das Treffen in Most ist kein offizielles Rennen, sondern eine Privatveranstaltung – einige Teams treffen sich dort zum Fahrzeugtest. Ob die Saison dann in diesem Jahr erst ab Ende August stattfindet, steht immer noch in den Sternen. Und bis die Promoter eindeutige Signale senden, wird nicht Däumchen gedreht, sondern weiter gebastelt. „Man ist nie fertig, es gibt immer noch was zu optimieren“, lacht Faas, „und wenn es ein Aufkleber ist, den man anbringt.“
Das tankpool24-Racing Team verbessert jetzt sein Equipment, baut neue Ideen aus und arbeitet daran, dass alles perfekt ist. Es wird Vorsorge getroffen, vorhandene Teile werden nachgebaut, als möglicher Ersatz. Steffen Faas ist ein Perfektionist mit enorm viel Drive– und der steckt an. Mit richtig Glück könnte er tankpool24-Racing noch in diesem Jahr zum Europameister machen. Wir drücken die Daumen und fiebern mit!
Instagram: https://www.instagram.com/steffen_faas/?hl=de
Fotohinweis: https://www.truckracing.de - André & Wolfgang Bartscher GbR